Meisterhaus Muche-Schlemmer

Architekt Walter Gropius
Standort Ebertallee 65, 06846 Dessau-Roßlau
Erbaut 1925 - 26
Bauherr Wüstenrot Stiftung
Nutzer Stiftung Bauhaus Dessau
Bauzeit 1998 - 2001
Bruttogeschossfläche 1.115 m²

Das Meisterhaus Muche-Schlemmer, das Walter Gropius nach der Ansiedlung des Bauhauses in Dessau als eines von drei Doppelhäusern für die Bauhaus-Meister errichten ließ, wurde 1926 von Georg Muche und Oskar Schlemmer bezogen. Es ist durch die Spiegelung und gleichzeitige Drehung des Grundrisses um neunzig Grad als Doppelhaus konzipiert; die anderen Häuser beherbergten die Bauhausmeister Paul Klee und Wassily Kandinsky sowie László Moholy-Nagy und Lionel Feininger. Walter Gropius selbst wohnte im benachbarten Direktorenwohnhaus. Die kubischen Häuser mit teils auskragenden Flachdächern, eckumgreifenden Balkonen und Atelierfenstern als Vorhangfassade gelten als Klassiker der Moderne. Nach Schließung des Bauhauses 1932 ließ man die Gebäude aufgrund ihrer „wesensfremden Bauart“ verändern und vermauerte unter anderem die Atelierfenster sowie die großflächigen Treppenhausverglasungen. Zu DDR-Zeiten wurden Decken abgehängt, Schornsteine an den Außenwänden angebracht und die Fassade braun verputzt, bevor man die Häuser der Witterung überließ.

2001 wurde das Doppelhaus, das seit 1996 zum UNESCO-Welterbe zählt, unter der Schirmherrschaft der Wüstenrot Stiftung saniert. Während die Stiftung empfahl, das Gebäude im Sinne der Nazizeit zu rekonstruieren, um im Kontrast zu den instandgesetzten Nachbarhäusern die „Bauhaus-Schändung“ im Dritten Reich aufzuzeigen, wollte die Stadt Dessau den bauzeitlichen Zustand wiederherstellen. Schließlich einigte man sich auf eine Rekonstruktion der äußeren Gestalt, jedoch nicht ohne die Spuren der Nutzungsgeschichte zu erhalten. In enger Zusammenarbeit mit Denkmalpflegern und Restauratoren wurde eine nicht-rekonstruierende Sanierung erarbeitet, die es erlaubte, die Zeitschichten des Meisterhauses freizulegen: So sind noch etwa 75 Prozent des ursprünglichen Außenputzes oder auch die Heizkörper aus DDR-Zeiten nach Ertüchtigung vorhanden. Auf dem bauzeitlichen Linoleumboden lässt sich ablesen, wo nachträglich eingezogene Wände standen. Auch gestanzte und geprägte Lochbleche in den Fensterbänken und originale Einbauschränke konnten aufgearbeitet und bewahrt werden. Fenster und Außentüren mussten jedoch erneuert werden, da diese entweder nicht mehr funktionsfähig waren oder den heutigen Sicherheitsanforderungen widersprachen. Die Verglasungen der 1939 entfernten großflächigen Treppenhaus- und Atelierfenster wurden in Größe, Teilung und Ausprägung gemäß den historischen Vorbildern wiederhergestellt. Zudem wurden die Elektro- und Gebäudetechnik aktuellen Sicherheitsbestimmungen und Modernisierungsansprüchen angepasst. Dank umfassender Forschungen und Dokumentationen des Befunds ist es gelungen, die bauzeitliche Farbfassung in einem Drittel der Räume nachzuweisen und zu rekonstruieren. Alle anderen Räumlichkeiten erhielten eine neutrale Farbe, um spekulative Anstriche zu vermeiden.

Mit der Sanierung des Doppelhauses konnte ein Zeugnis der Moderne erhalten bleiben, ohne die Hinweise auf seine Nutzungsgeschichte zu kaschieren. Das Meisterhaus Muche-Schlemmer wird seit 2002 vom Design-Zentrum Sachsen-Anhalt für Ausstellungen und Präsentationen sowie von der Stiftung Bauhaus Dessau für Studienzwecke und als Gästehaus genutzt.