Ehemaliges Reichstagspräsidentenpalais

Architekt Paul Wallot
Standort Friedrich-Ebert-Platz 2, 10117 Berlin
Erbaut 1899 - 1904
Bauherr Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Bauzeit 2005 - 12
Bruttogeschossfläche 7.799 m²

Das ehemalige Reichstagspräsidentenpalais wurde 1899-1904 von Paul Wallot als Wohn- und Dienstsitz für den Präsidenten des Reichstages errichtet. Nachdem das Gebäude während des Zweiten Weltkriegs beschädigt worden war, wurde es bis auf den östlichen Gebäudeteil wieder aufgebaut. In der DDR wurde es auf verschiedene Weise genutzt, unter anderem als Sitz des VEB Deutsche Schallplatten. Mit dem Umzug der deutschen Regierung von Bonn nach Berlin sollte das Palais, das mit seiner Gartenanlage seit 1994 unter Denkmalschutz steht, wieder seinen repräsentativen Charakter erhalten und Sitz der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft werden. 1997 wurde es von dem Kölner Architekten Thomas van den Valentyn saniert und umgebaut. Seit 1999 stehen repräsentative Räume für Empfänge, Ruhebereiche und eine eigene Gastronomie Parlamentariern und deren offiziellen Gästen zur Verfügung.

Aufgrund des steigenden Bedarfs fanden 2007-09 Umbaumaßnahmen statt, um die Flächenressourcen im Gebäude effektiver zu nutzen. Ursprünglich für 400 Gäste konzipiert, sollte das Palais für 800 Personen, bei Sonderveranstaltungen sogar für bis zu 1.100 Personen erweitert werden. Zudem war eine klimatische, energetische sowie sicherheitstechnische Überarbeitung des gesamten Gebäudes notwendig.

Zusätzliche Flächen wurden durch eine gläserne Überdachung des bis dahin offenen Innenhofs generiert. Die Glasüberdachung stellt eine innovative Konstruktion dar, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Baukonstruktion der TU Dresden entwickelt wurde und in ihrer Gestaltung auf die Architektur und den Denkmalwert des Bestandsgebäudes eingeht. Die architektonischen und denkmalpflegerischen Anforderungen und die nicht rechtwinklige Geometrie des Hofes erforderten eine besondere segmentbogenförmige Konstruktion. Das Glas des Daches ist nicht nur oberer Raumabschluss, sondern auch Teil des Tragwerks und zudem betretbar. Durch das Einfügen der neuen Ebene auf Höhe des ersten Obergeschosses entstanden in diesem Zusammenhang eine für Empfänge nutzbare Fläche sowie ein Foyer für den Kaisersaal. Mit dem Institut für Gebäude- und Solartechnik der TU Braunschweig wurde im Vorfeld der Baumaßnahme eine Strömungssimulation durchgeführt, wodurch gleichzeitig energetische und thermische Besonderheiten berücksichtigt werden. Der Service- und Küchenbereich wurde durch Erneuerung einer komplexen Küchentechnik erweitert, bei Bedarf können weitere Flächen des Gartens verwendet werden. Das Dachgeschoss wurde ausgebaut, um Verwaltungsräume mit Sanitärbereich unterzubringen.

Zur energetischen Verbesserung der Gebäudehülle wurden die bauzeitlichen Holzkastenfenster sowie das Dach erneuert, wobei gleichzeitig eine Rekonstruktion der Dachverzierungen und Sandstein-Puttengruppen nach historischem Vorbild stattfand. Zur Schaffung musealer Raumluftkonditionen für die Kunstwerke und historischen Möbel sowie zur Komfortoptimierung der Gäste wurden die Repräsentations-, Gastronomie- und Clubräume mit einer zentralen Klimatechnik ausgestattet, ohne das historische Erscheinungsbild mit Stuck- und Wandapplikationen und die profilierten zweiflügeligen Holz-Füllungstüren zu beeinträchtigen. Zu- und Abluftelemente wurden ebenso wie die erforderlichen Sicherheitseinrichtungen unauffällig in die hochwertige Raumgestaltung integriert.

Mit den Umbaumaßnahmen konnte die Kapazität des Gebäudes einer wachsenden Anzahl von Bundestagsmitgliedern, aber auch heutigen energetischen Anforderungen angepasst werden. Das ehemalige Reichstagspräsidentenpalais stellt einen modernen Repräsentationssitz nach historischem Vorbild dar.