Siedlung Schillerpark

Architekt Bruno Taut
Standort Barfusstraße 23-31 (unger.) & 34; Bristolstraße 1-27 (unger.); Corker Straße 3-35; Dubliner Straße 62, 64, 66; Holländerstraße 80-84; Oxforder Straße 3-14; Windsorer Straße 3-11, 13349 Berlin
Erbaut 1924 - 30
Bauherr Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG
Nutzer Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG
Bauzeit 1992 - 95

Die Siedlung Schillerpark im Englischen Viertel in Berlin-Wedding gilt als das erste großstädtische Wohnprojekt, das in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg entstand. Zwischen 1924 und 1931 wurden nach den Plänen von Bruno Taut drei Bauabschnitte realisiert, bestehend aus 13 Wohnblöcken mit etwa 300 Wohnungen. Die Siedlung setzt den Anspruch des Neuen Bauens um, Arbeitern und Angestellten helle, funktionstaugliche Wohnungen in einer gemeinschaftlichen Struktur zu bieten, und gehörte in der Weimarer Republik bereits zu den wegweisenden Beispielen des sozialen Wohnungsbaus. Die Wohneinheiten unterschiedlicher Größe wurden allesamt mit Badezimmern und Balkonen oder Loggien ausgestattet. Die einzelnen Gebäude verfügten über gemeinschaftlich genutzte Waschhäuser im Dachgeschoss und waren an großzügige begrünte Hofbereiche angeschlossen. Sogar einen Kindergarten sah die Siedlung Schillerpark vor. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die in Teilen zerstörte Siedlung durch Max Taut wieder aufgebaut; 1954-59 erweiterte Hans Hoffmann sie durch seine „Glas-Hoffmann“-Bauten.

Ohne der Blockkante präzise zu folgen, legte Taut die um ruhige Gartenhöfe gruppierten dreigeschossigen Gebäudezeilen als offene Blockrandbebauung mit Elementen des Zeilenbaus an. Dadurch sind die öffentlichen, halböffentlichen und privaten Flächen optimal gegeneinander abgegrenzt, gleichzeitig wurde eine optimale Besonnung der Wohneinheiten erreicht. Die Häuser verfügen über Flach- bzw. schwach geneigte Pultdächer mit teilweise vorgesetzten Attiken. Taut vereinte expressionistische Details mit der kubischen Sachlichkeit des Neuen Bauens: Er belebte die charakteristische rote Backsteinfassade durch Erker, Balkone und Loggien sowie horizontalgegliederte Putzflächen, so genannte „Schmuckbänder“.

Nach langjähriger Nutzung und vereinzelt auch aufgrund von Kriegsschäden fand ab 1991 eine denkmalgerechte Sanierung statt, die eine Wiederherstellung des Sichtmauerwerks, des verwitterten Außenputzes, maroder Holzrahmen der Fenster und Fensterbänke und korrodierter Stahlfensterrahmen vorsah. Zudem war eine energetische und schallschutztechnische Instandsetzung der Gebäude erforderlich. Auf Wunsch der Bewohner wurden die Loggien und Balkone im Erdgeschoss verglast, um den Fluglärm durch den naheliegenden Flughafen Tegel zu reduzieren. Innere Flügel der Kastenfenster wurden teilweise durch Schallschutzverglasungen ersetzt. Zu einem späteren Zeitpunkt soll die Rekonstruktion der ehemals blau-weißen Anstriche (Treppenhauseinschnitte und Drempelzonen) erfolgen.

Aufgrund der behutsamen und nutzerorientierten Sanierung konnte ein wichtiges Zeugnis sozialer Wohnungsbauarchitektur bewahrt werden. Die Siedlung Schillerpark gehört zu den sechs Berliner Siedlungen der Moderne, die 2008 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurden.