Akademie der Künste am Hanseatenweg

Architekt Werner Düttmann, Sabine Schuhmann
Standort Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
Erbaut 1959 - 60
Bauherr Akademie der Künste, Berlin
Nutzer Akademie der Künste, Berlin
Bauzeit 2009 - 17
Bruttogeschossfläche 12.005 m²
Auszeichnungen Gestaltungspreis der Wüstenrot Stiftung 2015 (Anerkennung)

1958 entwarfen Werner Düttmann und Sabine Schuhmann einen dreigliedrigen Gebäudekomplex für die Akademie der Künste in West-Berlin, die Quartier im Hansaviertel beziehen sollte. Das im Krieg größtenteils zerstörte Wohngebiet wurde als Beitrag zur Internationalen Bauausstellung Interbau von 1957 neu konzipiert mit dem Ziel, sich in seiner Architektur von der Blockrandbebauung des vorherigen Jahrhunderts sowie von dem sowjetisch geprägten ‚Zuckerbäckerstil‘ im Ostteil der Stadt abzugrenzen. Daher bestand die Aufgabe der Architekten nicht nur darin, der Akademie Raum für die künstlerischen Tätigkeiten und internen Arbeitsabläufe zu verleihen; gleichzeitig musste sich das Gebäude in das neue städtebauliche Konzept des Hansaviertels einfügen. In Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekten Walter Rossow fanden Düttmann und Schuhmann eine Architektursprache, die eine offene, aufgelockerte Bebauung vorsah und das Gebäude in Bezug zur Natur des nahegelegenen Tiergartens setzte.

Das Gebäudeensemble zeichnet sich durch seine Materialität, Farbgestaltung, Form und Anordnung der Räumlichkeiten sowie großzügigen Fensterfronten aus. Im Vordergrund steht das zweigeschossige Ausstellungsgebäude mit Foyer, Gartenhof und Werkstätten im Erdgeschoss. Die viel frequentierten Bereiche sind durch die Verwendung robuster Materialien wie Backstein und Schiefer, aber auch durch bewusst eingesetzten Sichtbeton auf Langlebigkeit ausgelegt. Die raumhohen Fenster, mit Schieferplatten ausgelegte Böden sowie die Holzverkleidungen im Innenbereich ermöglichen ein Zusammenspiel mit der Natur, während sich äußerlich die Waschbetonplatten mit weißen Carrara-Flusskieseln vom dunklen Grün des Tiergartens absetzen. Im Obergeschoss befinden sich Ausstellungsräume mit Shed-Oberlichtern, die um einen begrünten Innenhof angeordnet sind. Hinter dem Ausstellungsbau erhebt sich das fünfgeschossige Verwaltungsgebäude mit Ateliers, Appartements, Büros und Konferenzräumen, das eine eigenständige Farb- und Materialgebung aufweist. Die Zugehörigkeit zum Ausstellungshaus wird durch eine fortlaufende Klinkerverkleidung im Erdgeschoss und das Aufgreifen der charakteristischen Gestaltung der Oberlichter deutlich. Die Fassade des dritten Gebäudeteils – das Studio – ist ebenfalls mit Klinkern verkleidet, hebt sich aber anhand seines patinierten, tief herabgezogenen Kupferdachs und aufgrund der dekonstruktivistischen Formgestaltung klar von den beiden anderen Gebäuden ab. Es besteht aus Foyer- und Garderobenbereich sowie dem eigentlichen Theater mit einer zweiseitig bespielbaren Bühne.

Heutige technische und energetische Anforderungen an die Gebäude erforderten eine Sanierung. Zudem sollte das bauzeitliche Erscheinungsbild wieder erfahrbar werden, indem leichte Überformungen der vergangenen Jahre rückgebaut und Verschleißspuren denkmalgerecht saniert wurden. Mithilfe restauratorischer Gutachten erfolgten die Wiederherstellung des Farbkonzepts und die Sanierung der Fassaden, während im Innenbereich die holzgetäfelten Decken aus Brasilianischer Kiefer instandgesetzt wurden. Energetische Ansprüche erforderten die Erneuerung von Dach und Fassade sowie der Fenster im gesamten Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes; schadstoffbelastete Lüftungskanäle wurden ebenso modernisiert. Zudem wurde das Brandschutzkonzept auf den heutigen Stand gebracht, wobei es sich möglichst unsichtbar in das Gebäude einfügt. Als Löschanlage wurde dafür ein System gewählt, welches mit Hochdrucknebel arbeitet und den Rauch bindet, was die Bausubstanz in geringstem Maß beschädigen würde. An vielen Stellen eingesetzte Down-Lights wurden energiesparend und sicherheitstechnisch mit unterschiedlichen Beleuchtungsvariablen ertüchtigt, ohne ihr Erscheinungsbild zu verzerren.

Die notwendig gewordenen Veränderungen konnten durch ausgeklügelte Lösungsansätze und den Gebrauch modernster Technik umgesetzt werden, wobei es gelungen ist, die baulichen Zeitschichten wie auch die technische Ausstattung zu erhalten, die einen wesentlichen Teil der historischen Architektursprache des Gebäudeensembles darstellen. Dank ihrer Sanierung kann sich die Akademie der Künste am Hanseatenweg auch weiterhin als wichtiger Ausstellungs- und Veranstaltungsort behaupten.