Gartenstadt Falkenberg
Standort Gartenstadtweg; Akazienhof; Am Falkenberg, 12524 Berlin
Erbaut 1913 - 16
Bauherr Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG
Nutzer Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG
Bauzeit 1992 - 2003
Bruttogeschossfläche 14.051 m²
Auszeichnungen Deutscher Bauherrenpreis 2003 für „Hohe Qualität – Tragbare Kosten“; Preis „Deutschlands schönste Wohnsiedlung 2005/2006“ des Deutschen Lackinstituts (Anerkennung), 2006
Bruno Taut entwarf 1913-16 im Auftrag des Berliner Spar- und Bauvereins (der heutigen Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892) die Siedlung Gartenstadt Falkenberg, mit der bezahlbarer Wohnraum in Berlin-Köpenick entstehen sollte. Das genossenschaftliche Wohnungsbauprojekt hatte dabei das Ziel einer menschenwürdigen Versorgung der Großstadtbevölkerung, und gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Ludwig Lesser verwirklichte Taut die lebensreformerische Idee nach englischem Vorbild, urbanes und ländliches Leben miteinander zu verbinden. Zudem wollte Taut den grau-verputzten Mietskasernen des vergangenen Jahrhunderts einen farbigen Akzent entgegensetzen und konzipierte eine Siedlung mit etwa 1.500 Wohnungen für rund 7.500 Bewohner, deren gestalterisches Mittel sich durch intensive Farbanstriche und Muster auszeichnete.
Tauts visionärer Gartenstadtplan, der bis heute eine herausragende Stellung in seinem Frühwerk einnimmt, konnte aufgrund des Krieges bis 1916 lediglich in zwei kleineren Bauabschnitten – Akazienhof und Gartenstadtweg – realisiert werden, es entstanden nur 127 Wohnungen. In der seriellen Reihung von Haustypen, der Schaffung von kommunikativen Erlebnis- und solidarischen Identifikationsräumen, sowie in der sachlichen Reduktion der Baukörper auf fein abgestimmte Proportionen und der farbigen Gliederung der Fassaden kündigen sich die Prinzipien des neuen Siedlungsbaus an. Die Farbe sollte nicht nur der vitalen Lebensauffassung der Genossenschaft Ausdruck verleihen, sondern zugleich den Häusern größtmögliche Individualität. Allen Häusern gemein ist auch die Verwendung identischer Gestaltungselemente, die damals für Aufsehen sorgten und der Gartenstadt den spöttischen Titel „Tuschkastensiedlung“ einbrachten: Taut verzichtete auf die üblichen Zierformen wie Erker und Treppentürmchen und setzte stattdessen auf eine lebendige Farbgebung der Fassaden, rote Biberschwanzdächer in Kronendeckung und gleicher Dachneigung, hochrechteckige Sprossenfenster, weiß gestrichene Schornsteine sowie diverse Elemente aus Holz, die den ländlichen Charakter der Gartenstadt betonen und besonders zur Harmonie zwischen Architektur und Städtebau beitragen.
Nachdem die Siedlung, die 1963 in der DDR unter Denkmalschutz gestellt wurde, in den 1980er Jahren teilweise modernisiert worden war, beauftragte die Genossenschaft 1991 die schrittweise denkmalpflegerische Erneuerung und Sanierung der Häuser. Neben der Instandsetzung oder Nachbildung von Fenstern, Dächern, Gauben, Fensterläden, Türen, Schornsteinköpfen, Spalieren, Pergolen, Hauslauben und Gartenzäunen, galt die besondere Aufmerksamkeit der Rückgewinnung der ursprünglichen Farbanstriche. Es wurden ausschließlich Mineralfarben der Firma KEIMFARBEN verwendet, mit denen sich das bauzeitliche expressive Erscheinungsbild wiederherstellen ließ. Mit Dämmung der Dächer und dem Einbau von Heizungen wurden die Häuser heutigen Energiestandards angepasst.
Die Gartenstadt Falkenberg konnte durch ihre denkmalpflegerische Instandsetzung als eindrucksvolles Zeugnis des reformierten Wohnungsbaus bewahrt werden. Durch ihre Farbkonzeption nimmt sie einen besonderen Platz im Berliner Siedlungsbau ein und dokumentiert gleichzeitig die baukünstlerische Wegbereitung der frühen Moderne zur Architektur des Neuen Bauens. 2008 wurde die Gartenstadt Falkenberg als eine von sechs Berliner Siedlungen in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen.