Meisterhaus Kandinsky-Klee

Architekt Walter Gropius
Standort Ebertallee 69-71, 06846 Dessau-Roßlau
Erbaut 1925 - 26
Bauherr Wüstenrot Stiftung
Nutzer Stiftung Bauhaus Dessau (Eigentümer)
Bauzeit 2017 - 19
Bruttogeschossfläche 1.115 m²

Das Haus Kandinsky-Klee ist das einzige der drei Meisterhäuser, das von seinen Erstnutzern, den Familien Kandinsky und Klee, von der Errichtung im Jahre 1926 bis zur Schließung des Bauhauses in Dessau und dem Anfang der NS-Zeit um 1933 kontinuierlich bewohnt wurde. Die von den Künstlern Wassily Kandinsky und Paul Klee gestalteten Farbkonzeptionen der Wände und Decken wie auch der Einbauten ihrer Wohnräume belebten und nuancierten das Innere des weißen Gropius‘schen Baukörpers. Nach dem Auszug der Meister fanden sukzessive An- und Umbauten am Gebäude statt, die zu einer völligen Entstellung der Architektur im Innen- und Außenbereich führten. Wie auch bei den benachbarten Meisterhäusern war die künstlerische Gestaltungssprache verlorengegangen, und erst im Zuge einer denkmalgerechten Sanierung von 1998 bis 2000 fand das Haus zu seiner Kubatur und bauhistorischen Bedeutung zurück.

Anfang 2017 beauftragte die Wüstenrot Stiftung eine Machbarkeitsstudie, die ergebnisoffen klären sollte, mit welchem Ziel eine Sanierung umgesetzt werden könnte. Nach restauratorischen Untersuchungen waren zweifelsfreie Kenntnisse zur Farbgebung der Innenräume erlangt, die zur Erarbeitung eines ganzheitlichen Sanierungskonzepts des Gebäudes führten. Starke Gebrauchsspuren und optische Mängel prägten das Gesamtbild, die aus dem nach der ersten Sanierung angesetzten musealen Nutzungskonzept resultierte. Um Exponate inszenieren und sowohl die Raumtemperatur als auch die Luftfeuchtigkeit konstant halten zu können, waren in den Räumen Stromschienen und Strahler angebracht sowie Klimageräte installiert worden. Ein Durchgang im Erdgeschoss ermöglichte einen musealen Rundgang zwischen den beiden Haushälften. Die 2017 erfolgte Machbarkeitsstudie formulierte das Ziel, das Meisterhaus nicht als Ausstellungsort, sondern als eigentliches Ausstellungobjekt zu betrachten.

Als umfangreichste Baumaßnahme am Meisterhaus erwies sich die Sanierung des Flachdaches, welches aufgrund der bauzeitlichen Bauweise mehrere baukonstruktive Schwachstellen enthielt. Das geringe Gefälle des Flachdaches und die wenigen Entwässerungspunkte des historischen Hauses zogen – auch bei leichtem Regen – stehendes Wasser auf allen Dachflächen nach sich. Um Wasserschäden effizient vorzubeugen, wurden die vorhandene Hauptentwässerung und der Dachaufbau optimiert und erneuert. Auf einer Dachfläche wurde stark durchfeuchtetes bauzeitliches Torfoleum vorgefunden, das aus bauphysikalischer Sicht nicht auf dem Dach belassen werden konnte. Wie alle während der Bauarbeiten ausgebauten Baustoffe wurde es zur Dokumentation an das Bauforschungsarchiv der Stiftung Bauhaus Dessau übermittelt.

Der Durchgang im Inneren wurde geschlossen, sodass die Doppelhaushälften wieder voneinander getrennt existieren. Durch den Rückbau der überflüssig geworden Klimatechnik konnten ganze Räume freigelegt werden, so sind die ehemaligen Toiletten und Bäder des Obergeschosses heute wieder zugänglich. Auf Grundlage der restauratorischen Untersuchungen konnten die zwei Farbpaletten der Meister von insgesamt 100 Farbtönen wieder erlebbar gemacht werden. Die wiederhergestellten Farbanstriche wurden dabei nicht nur nachempfunden, sondern anhand der historischen Pigmentzusammensetzung ausgeführt und geben nun wieder den von den Künstlern vorgesehenen Raumeindruck wieder. Besonders gestörte Wand- und Deckenflächen erhielten vollflächig eine mineralische Putzschicht; partiell gestörte Oberflächen wurden mit einer mineralischen Putzschicht ausgebessert; leicht gestörte bzw. intakte Oberflächen erhielten ausschließlich einen neuen Anstrich.

Zudem wurde für das Haus ein Leuchtmittel entwickelt, das dimmbare Lichtstärke und -temperatur erzeugt. So ist es in Anlehnung an das „schwache“ und „warme“ Licht einer Glühbirne bzw. einer Soffitte (2400K) möglich, in den Räumen eine „bauzeitliche“ Lichtatmosphäre zu schaffen. Anhand des steuerbaren Leuchtsystems kann das Licht auch auf eine Beleuchtungsstärke und Farbtemperatur (3000K) angehoben werden.

Mit der denkmalgerechte Instandsetzung des Gebäudes konnte dem Ensemble der Meisterhäuser ein zeitgeschichtliches Dokument wiedergegeben werden, das mit seiner bauzeitlichen Aussagekraft jetzt wieder sichtbar und nachhaltig nutzbar ist.